In den vergangenen Wochen wurde ich wieder vermehrt eingeladen, Interviews zum Thema Beziehungen und Kommunikation zu geben, was mir immer wieder große Freude bereitet.
Einerseits habe ich so die Möglichkeit, Erfahrungen und Wissen zu teilen, andererseits bieten Veröffentlichungen natürlich auch die Möglichkeit, nach außen sichtbar zu sein. Allerdings habe ich darauf, was wie dann tatsächlich veröffentlicht wird, hat keinen Einfluss. Zumeist funktioniert alles wunderbar, doch hin und wieder geht leider auch etwas schief. So wurde ich unlängst von der Redaktion der Ganzen Woche zu einem schriftlichen Experteninterview eingeladen. Dazu ist dann am 8. Juli 2020 eine Doppelseite erschienen. Leider wurden meine Antworten verändert bzw. in einen anderen Kontext gestellt, was für mich in meinen Beruf überhaupt nicht geht. Mir ist es sehr wichtig, dass ich hier richtig interpretiert werde und dass Ernsthaftigkeit und Tiefgründigkeit auf keinen Fall verloren gehen. Auch die Fallbeispiele stammen nicht von mir, sondern von der Redaktion. Aus dem Kontext gerissen und missverständlich dargestellt wurde z. B., dass oft „existenzielle Gründe“ zu einer Heirat führen. Aus unzähligen Beispielen aus meiner Praxis kann ich sagen, wie wichtig es z. B. in einer Paargemeinschaft ist, noch dazu wenn gemeinsame Kinder da sind, dass das Paar sehr eine Heirat in Betracht zieht, allein schon aufgrund des rechtlichen Status für alle Familienmitglieder. Eine Heirat bzw. Ehe hat nicht nur romantischen Wert, sondern ist ein rechtsgültiger Vertrag, der unbedingt ernst genommen werden sollte, denn im Eherecht wird vieles geregelt, was in einer Lebensgemeinschaft einfach nicht der Fall ist. Beim Ableben eines Partners bekommt z. B. der andere Partner eine Witwenpension. Die emotionale Seite der Heirat geht dadurch nicht verloren. Leider wurde diese Kernaussage in dem Artikel der Ganzen Woche in ein ganz anderes Licht gerückt. Es ist mir auch wichtig zu betonen, dass in diesem Artikel steht, dass in einer Beziehung irgendwo eine „Gefahr lauert“ oder dass eine Verliebtheitsphase drei Jahre dauert,– dann ist das schlichtweg so nicht korrekt. In einer normalen Beziehung lauern keine Gefahren und eine Verliebtheitsphase „kann lt. Wissenschaft bis zu drei Jahre dauern“, was nicht bedeutet, dass dieser Zeitraum für alle Menschen festgeschrieben ist.
Eines ist sicher, Partnerschaft ist etwas Wunderschönes und schafft so viele wunderbare Möglichkeiten. Die Liebe birgt natürlich auch immer das Risiko, verletzt zu werden spätestens, wenn einer der beiden stirbt. Natürlich können wir auch Fehlentscheidungen treffen, dann gilt es, diese zu verändern, in dem man sich trennt und jeder für sich den eigenen Part akzeptiert, der zum Scheitern beigetragen hat.
Viel Freude in deiner Beziehung, Familie, oder auch als Single, was immer für dich stimmt!
In einer „Lebensart-Reportage“ mit dem Arbeitstitel „Ich haben den falschen Partner geheiratet“ kommen Menschen zu Wort, die erzählen, wann, wie oder warum sie oft über einen längeren Zeitraum hindurch mit dem falschen Partner/der falschen Partnerin zusammen waren. In diesem Zusammenhang wurde ich von Redaktion der Ganzen Woche zu einem Experteninterview eingeladen und gebeten, zu nachfolgenden Fragen Statements abzugeben.
Hier meine Original-Antworten dazu:
Frau Koller, viele Menschen stecken in unbefriedigenden Beziehungen und fragen sich, ob der aktuelle Partner wirklich der richtige Mann/die richtige Frau an ihrer Seite ist. Vorübergehende Beziehungszweifel sind „normal“, oder? Aber gibt es signifikante Anzeichen dafür, dass man tatsächlich die komplett falsche Liebes-Wahl getroffen hat?
Wenn die ersten Konflikte in einer Partnerschaft auftreten und man auch wenig um deren Beschaffenheit weiß, dann kommt es schon vor, dass man innerlich die Partnerschaft in Frage stellt. Konflikte sind aber eines, sie sind ganz normal, auch in Beziehungen. Aber es gibt natürlich auch Ausnahmen, wenn es nämlich keine harmlosen Konflikte sind, sondern ganz wichtige Themen in der Partnerschaft geklärt werden müssen, um herauszufinden, ob die Beziehung für beide noch Sinn macht und es einen gemeinsamen Weg gibt. Wenn man das Gefühl hat, dass man die komplett falsche Liebes-Wahl getroffen hat, dann sollte man für sich selbst herausfinden, was einen am anderen ursprünglich so fasziniert hat. Was ist einem bei der Partnerwahl wichtig, welche Bedürfnisse und Sehnsüchte hat man in einer Partnerschaft? Sind diese auch realistisch? Umso klarer man sich darüber ist, desto mehr Klarheit besteht hinsichtlich der Partnerwahl schon von Anfang an. Genau das hilft auch bei der Klärung der Frage, ob die bestehende Beziehung für einen selbst noch Sinn macht.
Warum kommt es doch verhältnismäßig oft vor, dass wir an den falschen Partner/die falsche Partnerin geraten?
Weil wir sehr häufig sehr hohe Erwartungen an eine Beziehung stellen, die nicht immer ganz realistisch sind. Weil wir am Anfang oft fasziniert von einem Menschen sind, mit dem wir aber im Grunde gar nicht ein ganzes Leben lang zusammenleben wollen. Auch hier vermischen sich Wirklichkeit und Wunschdenken sehr häufig. Es hilft, wenn wir uns von Anfang an bewusst darüber sind, was für ein Mensch unser Partner sein soll, welche Werte, welche Eigenschaften und Hobbies er oder sie haben sollte, die bestenfalls mit unseren eigenen übereinstimmen. Denn auch Hobbies sind wichtig, sie schaffen viel Gemeinsamkeit.
Jeder Vierte heiratet falsch, fand eine britische Studie heraus. Jede dritte Frau sagt nach der Trennung, dass sie bereits bei der Hochzeit wusste, dass sie nicht den Richtigen heiratet, lautet das Ergebnis einer amerikanischen Umfrage. 26 Prozent der Gebundenen würden ihre Beziehung aufgeben, wenn ihnen der Traumpartner begegnet, ergab eine Umfrage von seitensprung-fibel.de. Demzufolge gehen viele Menschen feste Beziehungen ein, obwohl ihnen ihr Bauchgefühl sagt, dass dieser Partner nicht der oder die Richtige ist. Warum heiraten verhältnismäßig viele Männer und Frauen jemanden, der offensichtlich gar nicht zu ihnen passt?
Das kann natürlich viele Gründe haben. Es kann kulturelle oder familiäre Gründe dafür geben, aber auch das Alter kann eine entscheidende Rolle spielen, wenn die vielzitierte „Torschlusspanik“ spürbar wird. Wenn es in einer Kultur oder Familie so üblich ist, dass man in einem bestimmten Alter heiratet und eine Familie gründet, dann erzeugt das oft großen Druck. Es ist uns oft gar nicht oder nicht so deutlich bewusst, wie sehr diese Einflüsse unsere Entscheidungen prägen. Manchmal sind es schlichtweg auch existenzielle Gründe, die zu einer Heirat führen, was durchaus auch Sinn machen kann, wenn es um die Sicherheit der Familie geht. Außerdem spielt natürlich die Verliebtheitsphase eine große Rolle. In dieser Phase neigen wir sehr oft dazu, die Dinge schöner zu sehen, als sie sind, oder zumindest vieles ausklammern, was uns nicht gefällt, obwohl wir es schon wahrnehmen. Wir reden uns oft ein, dass sich das noch ändern wird, wenn wir zusammen sind. Wenn man dann immer schon den Traum vom Heiraten hatte, kann es durchaus geschehen, dass in dieser Phase, die übrigens laut Wissenschaft maximal drei Jahre dauert, eine Entscheidung getroffen wird, die man vielleicht nach einer längeren Wartezeit nicht mehr getroffen hätte.
Natascha Koller
Paarcoach und Mediatorin
Praxiswerkstatt in Salzburg
www.praxiswerkstatt.com
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