Falling In Love With You

Falling In Love With You

Die Kunst zu lieben “Interview-Serie in ACTIVE BEAUTY" - die mehrteilige Interview-Serie über Paarbeziehungen im Magazin ACTIVE BEAUTY geht nach der Sommerpause wieder weiter.

Was hat die Liebe nicht schon alles bewegt in der Menschheitsgeschichte. Manchmal macht sie blind, mal geht sie durch den Magen, mal wird aus einem Höhenflug eine unsanfte Bruchlandung. Seit Jahrtausenden, besingen Menschen die Liebe und Leidenschaft, Hingabe, Enttäuschung und Reue kommen mit voller emotionaler Kraft zum Ausdruck. Romantische Lieder begleiten uns durch die schönen Zeiten mit unserem Partner oder unserer Partnerin, aber auch durch herausfordernde Stunden einer zerbrechlichen Beziehung. Auf jeden Fall ist die Kraft der Liebe die Hauptzutat der größten Popsongs
in der Musikgeschichte.

Von der Redaktion des Magazins Active Beauty wurde ich als Paarberaterin zum Thema Kraft der Liebe befragt. Meine Aufgabe lag darin, die einzelnen Refrains etwas nüchterner zu beleuchten. Mir hat dieses Interview viel Spaß bereitet und ich habe mir trotzdem die Zeit genommen, in jedem der nachstehenden Songs zu schwelgen. Ganz egal ob rauschhafter Höhenflug oder gebrochenes Herz, ich denke, alle von uns kennen diese ganz besonderen Momente und finden sich vielleicht in dem einen oder anderen Hit wieder.

Aber ganz egal wie schmerzhaft die Gefühle in der Liebe erfahren werden oder wie traumhaft schön die Glücksmomente sind, wir alle können nicht anders, als es zu wagen … falling in love with you.

Hier nun ein paar Gusto-Stücke aus dem Interview.

Elvis Presley: Can't Help Falling in Love

“I can’t help falling in love with you“ – ist Liebe wirklich ein Gefühl, gegen das wir völlig machtlos sind?

Die Liebe ist mehr eine Entscheidung als ein Gefühl. Aber das Gefühl in der ersten Verliebtheitsphase, wenn die Hormone einen Glücksrausch erzeugen, scheint tatsächlich oft übermächtig zu sein. Man idealisiert den oder die andere(n) gerne. In der reifen Liebe ist das anders, hier sind wir bereit, die Partnerin oder den Partner so zu sehen und anzunehmen, wie sie oder er wirklich ist.

Taylor Swift. Love Story

Romantische Filme, Lieder, Bücher prägen unsere Vorstellung davon, wie Liebe zu sein hat. Was ist das Problem mit Songzeilen wie dieser: “You'll be the prince and I'll be the princess. It's a love story, baby, just say, ‘Yes’”?

Das ist natürlich nur eine kurze Passage, aber dahinter könnte man vermuten, dass es sich eher um eine einseitige Sehnsucht handelt. Ich meine damit, dass Prinzessinnen und Prinzen eher geliebt werden möchten, als wirklich zu lieben. Dies ist natürlich ein verständlicher Wunsch und es kommt vor, dass Menschen für die Liebe so gut wie alles geben würden, oft sogar die eigene Würde. So ein Muster kommt häufig aus der Kindheit. Man will mit dem Partner total verschmelzen, sucht ein Übermaß an Nähe, Zweisamkeit und Innigkeit, was mit der Zeit auch ungesund werden kann. Man sucht dabei nach der perfekten Prinzessin oder dem perfekten Prinzen. Der wichtige Schritt wäre, sich im Laufe der Beziehung zu Königinnen und Königen zu entwickeln, die in sich ruhen und wissen, dass sie bereits gefunden haben, was sie immer gesucht haben. Sie kennen ihren eigenen Wert und wissen, dass sie sich selbst als den wichtigsten Menschen in ihrem Leben betrachten und Verantwortung für die jeweiligen eigenen Gefühle übernehmen.

Woher kommt die tiefe menschliche Sehnsucht nach einer vollkommenen Liebe und wie gehe ich damit um, dass es eine solche Liebe nicht gibt?

Sehnsüchte können Wegweiser sein und unser Bewusstsein für die wirklich wichtigen Dinge schärfen, also dafür, was uns lebendig hält. Sie sind Motor und Motivation, um alles daran zu setzen, das Ersehnte zu erreichen. Die Sehnsucht in uns offenbart uns ein tiefes Bedürfnis und gibt uns so die Chance, daraus konkrete Ziele abzuleiten. Und genau darin liegt die Crux, denn oft missverstehen wir unsere Sehnsüchte oder sind zu ungeduldig, sodass wir sehnsüchtig in einem Verlangen stecken bleiben. Wir sollten die Sehnsucht als etwas begreifen, wofür es sich zu arbeiten lohnt, sonst kann es passieren, dass wir in Träumen steckenbleiben, anstatt im realen Leben auf unsere Ziele zuzugehen.

Frank Sinatra: Love and Marriage

„Love and marriage, it’s an institute you can’t disparage“ – das ist ja mittlerweile überholt. Oder doch nicht?

Aus meiner Sicht ist das eine ganz individuelle Entscheidung des Paares, auch wenn die Ehe heute sicherlich einen anderen Stellenwert hat als früher. Die Bedeutung der Ehe hängt von den jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen ab und hat sich im Laufe der Geschichte oft verändert. Trotzdem ist die Ehe auch heute noch von Bedeutung. Sie ist beispielsweise gesetzlich geregelt, umfasst viele Rechte und Pflichten und kann nur richterlich geschieden werden. Das mag nüchtern oder gar berechnend wirken, aber es sind ganz einfach Sachlagen, die eine Eheschließung mit sich bringt. Dazu gibt es natürlich spirituelle Gründe, den Bund der Ehe, die Beziehung segnen zu lassen. Auch das bewusste, offizielle und öffentliche „Ja“ zur Partnerschaft für ein ganzes Leben hat Auswirkungen auf ein Paar.

Wenn man eine Partnerschaft nur als gegenseitige Bedürfnisbefriedigung sieht, wird sie irgendwann an Lebendigkeit und Sinn verlieren. Eine Ehe ist viel mehr als nur gegenseitige Bedürfnisbefriedigung. Ein wesentlicher Faktor ist natürlich ggf. die gemeinsamen Kinder und deren Bedürfnisse. Wenn wir den beiderseitigen Bedürfnissen nach Verbundenheit und Autonomie Raum geben und ein gemeinsames höheres Ziel der Partnerschaft finden, dann hat eine Beziehung auch Tiefgang und wir können die Fülle des Lebens gemeinsam erleben. Wer aber auf der Suche nach einer Beziehung ist, die nur Leichtigkeit bringt, wird am Ende enttäuscht sein, zumindest wenn man auf der Suche nach einer langfristigen Beziehung ist. Gerade Herausforderungen bzw. der Mix aus schönen gemeinsamen Erfahrungen und auch Herausforderungen, lässt erst tiefe Liebe richtig wachsen.

Paarbeziehungen sind offener geworden, trotzdem bleibt die Sehnsucht nach sexueller Exklusivität. Ist die Polyamorie die Beziehungsform der Zukunft oder nur ein (Medien-)Trend?

Wer denkt, dass man durch polyamouröse Beziehungsformen den Schwierigkeiten entrinnen kann, die monogame Beziehungen mit sich bringen, täuscht sich. Am Ende wollen alle Beziehungen gepflegt und gehegt werden. Die wichtigste Grundlage ist, dass alle Beteiligten von allen Beziehungen wissen und sich gemeinsam um Einvernehmlichkeit bemühen. Das kostet einiges an Zeit und Kraft für Gespräche und allfällige Konfliktlösungen. Mehrere Menschen zu lieben setzt voraus, dass das Gegenüber genauso dazu bereit ist und dass die Rahmenbedingungen klar abgesteckt sind. Am Ende des Tages muss es allen Beteiligten gut damit gehen, sonst kippt das Konzept. Der gesellschaftliche, kulturelle und familiäre Rahmen kann hier zum Hindernis werden. Besonders wenn Kinder involviert sind, braucht es eine klare Ordnung. Es kann im sozialen Umfeld mehr Probleme ergeben, wenn Menschen die traditionelle gesellschaftlich Ordnung auf den Kopf stellen. Auch in monogame Beziehungen lässt sich übrigens mehr Offenheit integrieren, ohne gleich polyamor zu sein. Entscheidend ist nur die Frage: Wie führen wir unsere Beziehung so, dass wir beide ein reiches und erfüllten Liebesleben genießen? Die passende Beziehungsform zu finden und dafür die Verantwortung zu übernehmen, ist die Aufgabe jedes einzelnen.

Fast zwei Drittel aller Österreicherinnen und Österreicher haben schon mal eine Fernbeziehung geführt. Füreinander da sein, ohne an einem Ort zu sein – kann das wirklich funktionieren?

Ich kenne Paare, die leben bereits viele Jahre in einer Fernbeziehung und es funktioniert sehr gut, auch wenn sie immer wieder gut darauf achten müssen, dass sie sich nach der Zeit der „räumlichen Trennung“ immer wieder gut finden. Es ist wichtig, genügend Zeit miteinander zu verbringen, Rituale zu schaffen und eine gemeinsame Vision zu haben, um Verbundenheit zu spüren.

Es gibt Menschen, die immer wieder auf ihr eigenes „Beuteschema“ hereinfallen und ein ums andere Mal unglückliche Beziehungen führen, z. B. mit Partnerinnen und Partnern, die sich nicht wirklich binden möchten. Gibt es eine Möglichkeit, aus diesem Muster auszubrechen?

Wenn wir immer wieder in ähnliche unglückliche Situationen kommen, dann sollten wir uns das genau anschauen und gegebenenfalls auch Hilfe in Anspruch nehmen. Wenn es beispielsweise im Außen danach aussieht, dass die oder der andere nicht verbindlich in der Beziehung ist, kann es dennoch sein, dass man selbst unbewusst Verbindlichkeit verhindert. Um wiederkehrendes Leid zu vermeiden, macht es Sinn, dahinterliegende Muster zu erkennen und zu brechen. Manchmal können schmerzvolle kindliche Verletzungen im Weg stehen und das Einlassen auf Liebe verhindern. Oder man ist sich nicht im Klaren darüber, was man in einer Partnerschaft erleben möchte. Jeder Mensch kann Fähigkeiten entwickeln, um die eignen Schwierigkeiten in Beziehungen zu verbessern, das kann durchaus ein spannender Weg sein.

The Beatles: All You Need Is Love

Was ist Ihre Erfahrung: Wann ist Liebe eben nicht genug?

Die Beatles haben schon recht, wenn man unter „love“ eine tiefergehende und stabile, reife Liebe versteht. Versteht man unter „love“ den ersten überschwänglichen Rausch der Verliebtheit, dann kann es natürlich sein, dass sich die Gefühle nach einer Zeit verflüchtigen und nicht viel davon übrigbleibt. Dann wäre „love“ natürlich nicht „all you need“.

Jason Mraz: I Won't Give Up

“I had to learn what I got, and what I’m not. And who I am“ - Funktioniert Liebe dann am besten, wenn man sich selbst sehr gut kennt?

Natürlich. Je besser man sich selbst, aber auch das Gegenüber kennt und respektiert und je besser man es schafft, den Spagat zwischen eigener Autonomie und Verbundenheit zur Partnerin oder zum Partner zu schaffen, desto besser funktioniert die Beziehung.

Clueso: Wenn Du Liebst

„Wenn du sie liebst, lass sie gehen“ – woran merke ich, dass meine Beziehung trotz großer Gefühle keine Chance mehr hat?

Beziehung ist immer etwas Freiwilliges. Wenn nur noch eine oder einer die Beziehung will, ist sie in Wirklichkeit bereits zu Ende. Das ist schmerzhaft, aber wenn jemand keine Gründe mehr hat, um in der Beziehung zu bleiben, dann muss man das akzeptieren. Erscheinen die Schwierigkeiten in der Beziehung groß, dann kann das Paar natürlich auch Hilfe in Anspruch nehmen. Dann gilt: „Ich liebe dich, ich würde gerne den Weg mit dir weitergehen und bin bereit, Hilfe in Anspruch zu nehmen und daran zu arbeiten. Kannst du dir das ebenfalls vorstellen?“ Wenn trotz aller Angebote nichts hilft, muss die Entscheidung des anderen akzeptiert werden.

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